ChatGPT: Jobkiller für Kreative?
12.2022 / KI-basierte Technologie findet bereits heute in zahlreichen Branchen Anwendung. So wird sie beispielsweise von der Automobil- und Textilindustrie genutzt, um Produktionsprozesse effizienter zu gestalten. Auch in der Landwirtschaft, der Medizin oder dem Einzelhandel wird vermehrt auf KI zurückgegriffen. Doch wie wirkt sich die Nutzung der Technologie – speziell die Verwendung des textbasierten Chatbots ChatGPT – auf den kreativen Bereich aus? Während einige Experten den Verlust von Arbeitsplätzen befürchten, steht für andere die Option der Arbeitsoptimierung im Vordergrund.
Was ist ChatGPT?
ChatGPT ist ein KI-Chatbot, der von dem in San Francisco ansässigen Unternehmen OpenAI gegründet wurde. Seit seinem Release (im Jahr 2020) ist er in aller Munde und wird zusammen mit anderen KI-Technologien das alltägliche und berufliche Leben nachhaltig verändern.
ChatGPT ist darauf programmiert, menschenähnliche Konversationen zu führen und kann auf eine Vielzahl von Themen antworten. Egal ob Inspiration für den nächsten Kurztrip, eine exakte Anleitung zur Berechnung der Quersumme von 4783 oder ein Text im Schreibstil von Platon – Mit der richtigen Fragestellung gibt ChatGPT auf (fast) alles eine zufriedenstellende Antwort.
Möglichkeiten und Potenziale von ChatGPT nutzen
Noch immer gehen die Meinungen über den ‚Chatbot‘ auseinander. Verfechter der Technologie betonen vor allem dessen vielseitige Einsetzbarkeit. So kann das textbasierte Programm durch die Bereitstellung von Informationen zu bestimmten Themen die Kreativität anregen und neue Ideen und Ansätze generieren. Dadurch können neue Perspektiven eingenommen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und alternative Lösungsansätze konzipiert werden. Dies ist z.B. bei der Erstellung kreativer Konzepte, wie Slogans oder Werbetexten für Kampagnen und andere Projekte von Vorteil.
Ebenso kann ChatGPT bei der Erstellung neuer Layouts und Mockups unterstützen. Auch wenn er als textbasierter Chatbot keine visuellen Ansichten generieren kann, so ist es ihm doch möglich, alternative Designs in Textform zu liefern. Auf diesem Wege können z. B. Designer schneller und effizienter arbeiten und das Visuelle mit anderen Programmen realisieren.
Auch im Bereich der Film- und Musikproduktion kann ChatGPT eingesetzt werden. Es kann dabei helfen, neue Ideen für Drehbücher oder Songtexte zu generieren oder auch Feedback zu bereits bestehenden Texten zu geben. So kann ChatGPT beispielsweise dabei helfen, eine emotionale Atmosphäre für einen bestimmten Filmszenen zu schaffen oder eine einprägsame Hookline für einen Song zu entwickeln.
Bedenken und Herausforderungen
Natürlich sieht sich eine so starke Integration von KI in unserem Alltag immer mit Kritik konfrontiert. Im Falle von ChatGPT wird besonders eine gewisse Standardisierung und Homogenisierung der kreativen Inhalte bemängelt. Wenn also beispielsweise personalisierte Inhalte generiert werden, besteht die Gefahr, dass sich diese ähneln und nicht mehr so einzigartig sind wie von einem menschlichen Kreativen erstellt. Auch kommt es immer mal wieder zur Wiederholung von Textbausteinen und -strukturen, die semantisch nicht einwandfrei sind. Hier sollte in jedem Fall nochmal ein menschlicher kreativer Kopf drüber schauen.
Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von Daten, das jedoch für das Funktionieren von ChatGPT und KI im Allgemeinen unerlässlich ist. Jedoch kann es dazu führen, dass Prozesse zu sehr datenbasiert sind, was einen Mangel an Kreativität und Originalität zur Folge haben kann. Außerdem hat der Chatbot keine mit einem Menschen vergleichbare Intuition und kann nicht effizient und schnell auf unvorhergesehene Ereignisse oder Änderungen reagieren, zu denen noch keine oder sehr junge Daten vorliegen.
Im Zuge der zunehmenden Automatisierung in der Arbeitswelt wird immer wieder das Argument des Arbeitsplatzverlustes angeführt. Dies lässt natürlich auch den kreativen Bereich nicht unberührt. Tatsächlich gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass KI-Technologien Arbeitsplätze auch in dieser Branche ersetzen oder zumindest verändern werden. Zum jetzigen Zeitpunkt haben jedoch die spezifischen Charakteristika der kreativen Branche, wie z.B. der Bedarf an Originalität und künstlerischem Ausdruck, nichts mit den bisher durch KI ausgeführten repetitiven Aufgaben zu tun. Nichtsdestotrotz müssen sich auch kreative Arbeitskräfte auf eine veränderte Arbeitswelt einstellen und gegebenenfalls ihre Fähigkeiten und Kenntnisse erweitern.
Versuch einer Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es geradezu naiv wäre, sich nicht mit KI im Allgemeinen oder ChatGPT im Besonderen auseinander zu setzen. Mit der Verwendung von generativer KI im kreativen Bereich entstehen Chancen wie Herausforderungen – der sprichwörtliche Kopf im Sand ist keine Lösung. Es ist wichtig, dass gerade Kreative die Möglichkeiten und Potenziale der KI-Technologie verstehen und lernen, wie sie diese effektiv in Arbeitsprozesse einsetzen können. Besonders in dieser Branche gilt es, offen und lernbereit zu sein, um die Technologie optimal in den beruflichen Alltag zu integrieren. Somit kann ChatGPt eine wertvolle Ergänzung darstellen und zu innovativen Lösungen führen, die von einer Seite alleine nicht erreicht werden könnten.
Auch wenn es schwierig ist zu sagen, ob ChatGPT im wirklich urwüchsig kreativen Bereich nachhaltig Arbeitsplätze ersetzen wird, so steht doch fest, dass es aktuell nicht die menschliche Kreativität, Erfahrung und Intuition ersetzen kann. Jedenfalls nicht die, welche sich in der Entwicklung einzigartiger Ideen und Konzepte niederschlägt und die nicht selten in Paradigmenwechseln bestehen. Auch der Aufbau einer emotionalen Bindung zu Kunden und Geschäftspartnern ist etwas, das von ChatGPT oder KI im Allgemeinen nicht geleistet werden kann.
Offensichtlich ist, dass die Verwendung von KI die Arbeitswelt nachhaltig verändern wird. Es liegt an den Kreativteams, die Chancen und Herausforderungen der KI-Technologie zu verstehen und diese effektiv zu nutzen, um innovative Lösungen zu schaffen und sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.
Bildnachweis: ramirezom
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