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Ich könnte kotzen.

09.2013 / Der umstrittene Hitler-Spot „MCP“ hat einen Preis gewonnen. Un-glaub-lich. Quo vadis, Werbung?

Entschuldigen Sie bitte lieber Leser, dass ich Sie in der Überschrift mit meinen persönlichen Befindlichkeiten belästige. Es diente der Sache …

Manche werden den unsäglichen „Hitler-Spot“, den Studenten nicht im Auftrag von Mercedes Benz aber doch andockend an die große Marke inszeniert haben, gesehen haben. Für diejenigen, die den Spot noch nicht kennen: „Beworben“ wird das automatische Bremssystem „Collision Prevent Assist“ einer Mercedes Limousine. Die Macher des Filmchens unterstreichen den Kern dieses Systems mit Ihrem Plot, bei dem am Ende in kleiner Junge überfahren wird, nachdem das Auto bei einer anderen Gruppe spielender Kinder zuvor „entschieden“ hat diese zu „verschonen“, sprich zu bremsen. Erst im Abspann wird klar, dass der kleine Bub der junge Adolf Hitler war.

Dieses Werk wurde nun eines Preises würdig befunden. „Die Wirkung des Commercials“ sei es, so Horizont (Link Update 2019), welche die Juroren dieses First Steps Awards überzeugt habe. Der Film „MCP“ habe das, was „heutigen Werbespots oft fehle: Wirkung.“ Als Zuschauer würde man „förmlich dazu gezwungen, sich eine Meinung zu bilden“, so wird der Regisseur Tobias Haase von der Filmakademie Baden-Württemberg zitiert.

Seit der Auszeichnung – aber auch schon zuvor – überschlagen sich die Kritiker und „Befürworter“ mit einem Meinungs-Schlagabtausch. Die Äußerung eines Mercedes-Sprechers machte gleich nach Veröffentlichung des Spots zumindest einen ermutigenden Anfang, greift aber zu kurz. Es sei unangemessen, heißt es da, mit dem Tod eines Menschen bzw. „gar mit dem Tod eines Kindes“ und darüber hinaus mit einem Bezug zum Nationalsozialismus Werbung zu machen. 

Es ist echt unfasslich, was da von der Filmakademie BW ausgezeichnet wurde. Freunde, die Beurteilung eines Spots kann sich doch nicht an „der Wirkung“ festmachen, wenn der Plot gewissermaßen eine vorauseilende Euthanasie thematisiert und damit stillschweigend legitimiert. Dieser fiktive Junge ist zunächst einmal genau das: ein kleiner Junge. Einem Auto oder einem Was-auch-immer die „visionäre Fähigkeit“ zuzuschreiben über künftiges Übel dergestalt zu entscheiden, dass man es ausmerzt ist Faschismus in seiner widerlichsten Form. Nochmal: Ich könnte kotzen. Und wer Werbewirkung hier als Maßstab heranzieht, dem kann man nur ein groteskes Menschenbild attestieren. 


Achtet auf Eure Narrative. Sie sind die Eintrittskarten in die Realität.

Bildnachweis: 27000150teddyleung 

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